Die Erlöserkirche

 

Die Kirche wurde ursprünglich als Klosterkirche für den streng beschaulichen Orden der Redemptoristinnen erbaut. Grundsteinlegung am 20. September 1908, Kirchensegnung 1909, Kirchweihe am 9. Mai 1909. Die Schwestern bewirtschafteten selbst eine eigene große Landwirtschaft und lebten von deren Ertrag. Die Hälfte dieser Liegenschaft wurde später verkauft und unter dem Namen "Maurer Dörfel" verbaut. Zwischendurch beherbergte das Kloster auch polnische Schwestern, die im Haus auch ein Pflegeheim betrieben.

 

Die schwierige wirtschaftliche Lage und die Tatsache, dass diese Ordensgemeinschaft nicht mehr genug junge Mitschwestern hatte, veranlasste die Ordensoberen, die Niederlassung zu schließen: Das alte Kloster wurde an einen Verein "Gemeinsam Wohnen - Christlich Leben" verkauft, der Neubau der Schwestern samt restlichem Grund wurde den "Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser" übertragen und die Kirche samt den umgebenden Räumen der Erzdiözese verkauft.

 

Die seit 1964 bestehende Pfarrexpositur "Am Spiegeln" wurde im Jahre 1995 zur Klosterkirche verlegt und 1996 zur Pfarrkirche erhoben.

In den ersten Jahren versuchte Mag. Klemens Bottig als Moderator, neben zahlreichen Renovierungsmaßnahmen, die neue Pfarre aufzubauen. Seine Arbeit setzt seit 1997 Mag. Peter Feigl als Pfarrassistent, gemeinsam mit verschiedenen Moderatoren (Gemeindeleitungsmodell nach CIC ca. 517 § 2) und Pastoralassistentinnen, fort. 1997 war das Pfarrhaus fertig saniert, 1999 wird die Kirche außen, 2000 auch innen unter großem finanziellen Aufwand renoviert und umgestaltet. 2000 war erstmalige bischöfliche Visitation durch Weihbischof DDr. Helmut Krätzl. 2001 wurden ein neuer Altar, ein Ambo und ein Taufbecken, entworfen von Prof. Otto Lorenz, in der Kirche aufgestellt.

 

Außen

 

Die Pläne für die historisierend-romanische Anlage stammen von Theodor Ruf. Die nach außen hin abgeschlossen und abweisend wirkende Architektur (wie die Gottesburg der Romanik) entsprach dem streng beschaulichen und zurückgezogenen Charakter der Redemptoristinnen, die den Neubau 1907 initiierten (Ihr Apostolat war es, das Gebet für das Heil der Menschen zu verrichten). Der Turm, heute mit der erneuerten Turmuhr, weist weithin sichtbar auf die Kirche hin. Er wird von einer Statue des Erlösers geziert. "Redemptor" heißt ja "Erlöser", "Heiland der Welt". Der 1998 geöffnete Vorplatz lädt heute zum Besuch der Kirche ein.

 

Innen

 

Im Inneren zeigt sich eine dreischiffige Anlage, die geprägt wird von der beachtlichen Höhe des Mittelschiffes und der langgezogenen Empore, die dem Chorgebet der Schwestern diente. Die Gitter an den umgebenden Fenstern und der Empore erinnern an die früher dahinter liegende Klausur. Die Seitenschiffe sind niedrig und dunkel und umgeben zusammen mit der Eingangshalle den quadratischen Kirchenraum, an den sich vorne der verhältnismäßig lange Chor anschließt. Der Raum wird eingefasst durch das Muster auf den Kapitellen und Mauern. Es handelt sich um ein Flechtband aus zwei ineinander verschlungenen Wellenbewegungen (ein Bild einerseits für die Ewigkeit, andererseits für das Auf und Ab, das Werden und Vergehen im irdischen Bereich.)

 

Einrichtung

 

Die einheitliche Inneneinrichtung besteht zum einen aus neugotischem Holzschnitzwerk, gefertigt von Ferdinand Stuflesser aus St. Ulrich im Grödnertal. Der Hochaltar wird gekrönt von einer Kreuzigungsgruppe, Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Darunter der Tabernakel mit dem Aussetzungsthron für die Monstranz, geziert mit Ährendarstellungen, Weinranken und dem Herz Jesu auf der Türe. Anbetende Engel flankieren den Tabernakel. Den Altartisch (mensa) aus Marmor schmückt eine Darstellung aus der Apokalypse: das Lamm, das auf dem Buch mit den sieben Siegeln thront.

 

Ein rundes farbiges Glasfenster schließt die Altarwand oben mit einer Darstellung des thronenden Gott-Vater mit der Taube des Hl. Geistes ab. Zusammen mit dem Kreuz ergibt sich so eine Dreifaltigkeitsgruppe, die an die Komposition des Gnadenstuhles erinnert: Gott-Vater hält der Welt seinen Sohn hin, um uns seine Liebe zu zeigen und uns zu erlösen.

 

Auch die Kanzel stellt am Kanzelkorb Christus dar, umgeben von den vier lateinischen Kirchenvätern. Die Seitenschiffe sind mit schönen Altären im gleichen Stil ausgestattet. Links der Herz-Jesu-Altar mit Figuren des hl. Josef und des Propheten Jesaja, rechts der Marienaltar mit den Statuen des hl. Klemens Maria Hofbauer und des hl. Alfons. Das Marienbild selbst ist eine Kopie des Gnadenbildes "Maria von der immerwährenden Hilfe", das den Redemptoristen besonders vertraut ist.

 

Die liturgischen Orte Volksaltar, Taufbecken und Ambo wurden im Zuge der ersten Renovierung von 2001 vom wiener Künstler Otto Lorenz neu entworfen und gefertigt. Mit ihren einfachen - aber durchaus symbolhaften - Formen und ihren kühlen Materialien von Aluminium und schwarzem Marmor fügen sie sich sehr harmonisch in den Kirchenraum ein. Mit der Renovierung wurde auch die räumliche Anordnung leicht verändert und der Altarraum in die Mitte der Kirche vorverlegt. Zudem wurden einige der alten Holzbänke durch (leicht umstellbare) Stühle ersetzt.

 

Aus dem Archiv der Maurer Heimatrunde,

erschienen in der Maurer Zeitung im Juni 2009

 

Der Maurer Heimatrunde liegt eine ausführliche Chronik der Klosterfrauen des Ordens vom allerheiligsten Erlöser in Wien-Mauer (1893-1991) vor. Die Redemptoristinnen sind der weibliche Ordenszweig der Redemptoristen, gegründet 1732 im damaligen Königreich Neapel. Ordensziel war die Volksmission, die Vertiefung des Glaubens in den einfachen Bevölkerungsschichten, als Reaktion auf die antireligiösen Strömungen in der Aufklärung.

Der ursprüngliche Sitz der Schwestern war in Wien 3, Rennweg 65. Am 23. April 1908 fuhren vier Schwestern nach Mauer, um den dort ausgesteckten Bauplatz in der Endresstraße zu besichtigen.

Am 20. September erfolgte die feierliche Grundsteinlegung: „Der Ort war in festlich-freudiger Bewegung und die Straße von der Pfarrkirche bis zum Bauplatz - (gemeint ist die Endresstraße vom Maurer Hauptplatz bis Ecke Rudolf Zeller Gasse, Anm. d. Red.) schön beflaggt und geziert, viele Menschen kamen, um der Festlichkeit beizuwohnen und der Himmel war scheinbar auch freudig, denn es war das schönste Wetter!“

Die Bauarbeiten gingen flott voran und waren nur von wenigen Missgeschicken begleitet: „16. Dezember 1908. An diesem Tag hatten wir einen großen Schrecken, denn die liebe, ehrwürdige M. Vikarin fiel am Dachboden, wo sie mit dem Baumeister etwas zu besprechen hatte über einen Balken und blutete aus mehreren Stellen im Gesichte.“ Bereits am 9. Jänner 1909 wurde das 180 kg schwere Eisenkreuz vom damaligen Ortspfarrer Schramm geweiht und im Beisein vieler Menschen auf den Kirchturm gesetzt.

 

Am 30. Juli 1909 kam der Weihbischof, um die Benediction der Kirche vorzunehmen.

 

Am 4. August wurde die M. Vikarin am Ortsfriedhof von Mauer begraben, da das Kloster noch nicht über einen eigenen Friedhof verfügte.

Am 4. Juli 1910 gab es die Erlaubnis zur Errichtung der Klostermauer und das Grundstück wurde endgültig gekauft.

 

Mai 1911: „Wegen der großen Teuerung der Lebensmittel dachte man gut zu tun, indem man sich ein paar Schweinchen, mehrere Kaninchen und Hühner anschaffte, die Tiere sind der Gemeinde fast ganz geschenkt worden und im alten Glashaus, das in einen Stall umgewandelt wurde, untergebracht.“

 

Im August zeigte sich Mauerschwamm und die ersten kostspieligen Reparaturen, für die kein Geld da war, standen ins Haus. Die Reparaturen zogen sich bis Dezember, es wurden Luftlöcher angebracht, um die Feuchtigkeit in den Mauern zu bekämpfen.

 

Während des Ersten Weltkriegs wurde die wirtschaftliche Si­tuation immer schwieriger. Am 11. Jänner 1916 wurde ein Kerzendieb in der Kirche gestellt. Am 1. Mai wurde eine neue „Sommerordnung“ eingeführt, um Licht, zu sparen, mussten die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden.

 

Juni 1918: „Mit der Ernährung ist es sehr übel bestellt, wir sind froh, wenn wir etwas Fleisch, Beuschl und Kuttelfleck als Geschenk erhalten zum Gemüse! Die Not ist wahrhaft groß, die Leute stehen viele Stunden lang vor den Geschäften, um wenig­stens etwas zu bekommen. Manchmal bekam man gar kein Brot und musste sich zum Kaffee mit Erdäpfeln begnügen. Man war sehr sparsam.“

 

In der Nacht vom 7. auf den 8. September 1918 stiegen Diebe über die Mauer (zwei Männer, eine Frau und ein paar Buben). Ein Pater schlief im Schuppen, hörte Geräusche und sah nach dem Rechten. Er bekam Schläge auf den Kopf und wurde ohnmächtig. Als er wieder zu sich kam, holte er einen Wachmann. Es wurden Schüsse abgefeuert und die Diebe flohen.

 

Am 30. Oktober 1918 hörte man, dass das Volk sehr unruhig wurde und Aufstände passieren könnten. Man sollte im Kloster Vorkehrungen treffen. Die Schwestern bekamen weltliche Kleidung, damit sie sich tarnen könnten, wenn der Aufstand passiere.

 

Als Kaiser Karl abdankte, wurde dies in der Chronik sehr bedauert. Nun hoffte man auf die Christlich-Sozialen. Die Schwestern erhielten die Genehmigung von Papst Benedikt XV., dass sie am 16. Feb. 1919 zur Wahl gehen dürften. Die Schwestern gingen weltlich gekleidet in ihr Wahllokal in der Schule. Sicherheitsmännern wurde ein Trinkgeld gegeben, damit sie die Schwestern beschützten.

In der Chronik liest man: „Auf der Straße ging es recht unruhig zu, überall rote Fahnen und Plakate! Armes verblendetes Volk! Es versteht es nicht besser!“

 

Die Teuerung wird immer ärger. Ein kleiner Laib Brot, der früher 48 Heller gekostet hatte, kostete nun 2 Kronen 20 Heller. Immer wieder kommt es zu Einbrüchen. Die Ziegen müssen über Nacht in die Kohlenkammer gesperrt werden. Sogar Salatstauden wurden gestohlen.

 

Am 22. Juni gab es Gemeinderatswahlen. In der Chronik wurde dazu vermerkt: „Sozi und Christliche gleich.“

 

In den zwanziger Jahren wird immer wieder von Schenkungen und Hilfe in der Not geschrieben. 1925 kamen Laienbrüder, die den vernachlässigten Obstgarten wieder in Ordnung brachten.

 

Es wurde ein Esel gekauft, der sich aber als zu schwach erwies, so wurde am 27. Feb. 1925 ein kleines, aber kräftiges Pferd gekauft, welches sehr gute Dienste leistete. Bereits am 21. Nov. erkrankte es aber an einer heftigen Kolik und musste auf Rat des Tierarztes getötet werden. Ein „mildtätiger Herr aus Wien“ schenkte dem Kloster 1 Mio. Kronen für den Ankauf eines neuen Pferdes.

1926 wurde ein Friedhof am Klostergelände eingerichtet.

 

Am 25. April 1927 gingen die Ordensschwestern wieder zur Wahl. Diesmal wurden sie in Automobilen abgeholt und trugen ihre Ordenstracht.

 

Über die 30er Jahre wurde wenig Interessantes in der Chronik geschrieben. Am 5. April war eine Visitation der Kirche und Schule durch Kardinal Innitzer. Gegen 18 Uhr zog er feierlich in die gedrängt volle Kirche ein. Der Kardinal freute sich besonders, dass ihm „die heilige Armut in allem hervorleuchte, wohin er blickte“.

 

Lesen Sie im nächsten Heft über den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit.

 

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