[26] Steckkontakt, Ausgabe Sept. 2005
Evangelium nach Mt 10,26-33, 12. So im Jk A
Liebe Gottesdienstgemeinde, einige Gedanken zum heutigen Evangelium
Im Evangelium haben wir eben
gehört:
"Fürchtet euch nicht, kein Spatz
fällt zur Erde ohne den Willen eures Vaters im Himmel!" Da ist mir auch dieses berührende
Bild eingefallen, das ich heute mitgebracht
habe.
Im Evangelium heißt es also: Nichts passiert ohne den Willen Gottes, und da fallen uns gleich viele schreckliche Dinge ein:
Ereignisse, die uns Angst machen,
die uns erschüttern, die uns aus der Bahn werfen.
Fragen wir dann nicht zu Recht,
warum gibt es so viele Katastrophen wie die Flutkatastrophe in Asien, die
Hungersnöte in Afrika, Erdbeben, Kriege,
Terroranschläge, unheilbare Krankheiten, all das Böse in der Welt?
Warum gibt es so viel persönliches Leid?
Wenn nichts
geschieht - nicht einmal der Tod von Spatzen - ohne den Willen Gottes - warum
will er dann auch das
alles? Haben
wir nicht ein falsches Gottesbild, wenn wir so fragen?
Machen sich da
nicht alte heidnische Götterbilder breit, von denen die Menschen geglaubt haben,
dass sie durch
ihr Verhalten
die Götter beeinflussen könnten, entweder besänftigen oder erzürnen?
Jesus redet
doch ganz anders von Gott.
Es ist nicht so, dass das eine von Gott herbeigeführt oder von ihm bewirkt ist, das andere nicht, sondern:
Alles
Nach christlichem
Gottesverständnis wird der Mensch nicht mit Krankheit bestraft oder mit
Gesundheit belohnt - mit Heil oder Unheil. Ob jemand krank oder gesund ist,
hängt nicht vom willkürlichen Eingreifen Gottes ab, sondern von
der Welt, in der der jeweilige
Mensch lebt und welchen Einflüssen von außen und von innen er ausgesetzt ist. Ob
jemand krank ist oder gesund,
ob es jemandem schlecht oder gut geht - so und so ist er in Gott. „Fürchtet euch
also
nicht!“
Diese Aussage
ist für Jesus so radikal, so bedeutungsvoll, dass er sagen kann: Weil das so
ist, braucht ihr euch
nicht zu
fürchten. Ja, ihr müsst euch nicht einmal dort fürchten, wo die Bedrängnisse in
eurem Leben so groß
werden, dass
sie euch sogar das Leben kosten.
Jesus macht
damit unmissverständlich deutlich, dass die Glaubenden und die, die nach dem
Willen Gottes leben,
von Not und
Schwierigkeiten im Leben nicht ausgenommen sind.
So sagt er
gerade seinen Jüngern, die er hinausschickt in alle Welt und die großen
lebensbedrohlichen Gefahren
der
Christenverfolgung ausgesetzt sind:
„Fürchtet
euch nicht. Fürchtet euch nicht vor den Menschen, die euren Leib töten, aber der
Seele nichts anhaben
können!“
Das einzige, was wir fürchten
müssten ist - das Vertrauen in die Gegenwart Gottes zu verlieren; egal was im
Leben daherkommt.
Reden wir nicht immer nur dann von Gottes unerforschlichem Ratschluss, wenn
etwas Schlimmes unsere Lebenspläne
durchkreuzt? Vergessen wir es nicht oft dankbar zu sein, wenn im Leben alles gut
läuft, wenn wir die schöne Seite des Lebens genießen können?
Wenn es heute
im Evangelium heißt: „Kein Spatz fällt vom Himmel ohne den Willen eures Vaters“,
dann ist da nicht
die Willkür
Gottes gemeint, sondern die große Zusage an uns:
In allem, was uns begegnet, ist Gott.
Wir sind für
Gott ganz wichtig, deshalb heißt es im Evangelium gleich dreimal: „Fürchtet euch
nicht“. Denn Gott
vergisst die nicht, die auf ihn
vertrauen.
So dürfen wir
uns furchtlos zu Jesus bekennen im Vertrauen darauf, dass wir geborgen sind in
Gottes Hand.
Ich glaube an Gott..................
Erich Graf
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