[15] Seelenmesse am 22. Dez. 1995:

 

„Ich habe ihnen DEINEN Namen bekannt gemacht"
Pater Anton Müller SJ, + 13. Dez. 1995

 

Der Titel zu dieser Auswahl von Erinnerungen, die gleichzeitig Hinweise auf das Priesterbild der Gemeinde Endresstraße geben, stammt aus dem Johannes-Evangelium (Joh 17,26) und stand als Motto über der Gestaltung der Seelenmesse.

 

Von Christus in den Dienst genommen

Pater Tone war von seinem Gefühl Mitglied der Gemeinde wie jeder andere, doch durch seinen Beruf als Seelsorger fühlte er sich stärker von Christus in den Dienst und in die Verantwortung genommen. Er erledigte stillschweigend, was andere nicht taten, trat dort zurück, wo Initiativen von anderen kamen. Er ist mir für den Dienst als Diakon ein großes Vorbild!

Erwin Pucelj

 

Zur Freiheit der Gotteskinder

Sein Priester-Sein war kein Ausspielen von Macht, kein Herrschen und manipulieren, sondern Leiten, Führen, Anstöße-Geben, damit wir in Freiheit Schritte setzen zu einem mündigen Christentum. Dass wir nicht stumme Schafe, nicht Knechte Gottes sind, sondern SEINE geliebten Kinder, dass wir aus dieser Geborgenheit SEINER Liebe heraus selber lieben lernen können und den Auftrag dazu haben - für uns und für die Welt -, das war für mich die Botschaft von Tone.

Uschi Keindl

 

„Kritische Loyalität"

Wenn der Priester durch sein Amt die Beziehung zwischen Gesamtkirche und Gemeinde symbolisiert und realisieren soll, kann er die Kirche nicht kritisieren - so habe ich lange gedacht. Bis ich gesehen habe, dass die Bereitschaft zur Kritik Tone in seiner Verkündigung für alle, die mit der Kirche Schwierigkeiten haben, glaubwürdiger gemacht hat. Indem er dem Ruf seines Ordens folgte, weg von der Gemeinde, hat er seiner Kritik das überzeugendste Fundament gegeben.

Rainer Zitta

 

Er klopfte unermüdlich an die Türen

P. Anton Müller begegnete mir erstmals in der Karwoche 1958. Er leitete damals Einkehrtage meiner Jugendgruppe. »Gott liebt dich", hat er uns unauslöschlich vermittelt - und nicht: „Wenn du die Gebote Gottes und der Kirche hältst, dann liebt dich Gott." Wie befreiend war dies für mich. - Jahre später traf ich Pater Tone in der Gemeinde wieder. In den folgenden 20 Jahren durfte ich einen Wegbegleiter haben, der den Menschen nachging. Er klopfte unermüdlich an die Türen, insbesondere der neu Zugezogenen, um sie für das Reich Gottes zu gewinnen. Er versuchte, jeden von dort abzuholen, wo er eben stand. Für mich war er wie ein guter Hirte, der sich um die „Seinen" sorgt und sie heimführt. Ich wünsche der Kirche solche bescheidenen „Menschenfischer", die im Auftrag und Sinne Jesu unterwegs sind.

Werner Schwieger

 

Er erschloss uns die Schrift

Als Pater Tone 1974 an meine Wohnungstür klopfte, hatte ich gerade die Bibel von vorne bis hinten gelesen und doch nichts verstanden. Er lud mich in seine Bibelrunde ein. Hier begann die Bibel für mich und die anderen zu leben. Wir begriffen, dass die Bibel ein Buch für die Gemeinschaft ist. Ein Buch des Lebens. Pater Tone ist es zu danken, dass die Bibel zu lesen und zu verstehen für uns an Bedeutung gewonnen hat.

Erhard Eibensteiner

 

Brot - Mitte und Mittel des Lebens

Was bleibt ... Es gibt so vieles, woran wir uns gerne erinnern. Am eindringlichsten war sein Umgang mit Brot. Er hatte nie viel Materielles für sich gebraucht, wenig gegessen. Am liebsten war ihm oft eine Scheibe Brot. Er nahm sie in seine Hände und brach sie sorgsam - mir schien, dass das spirituelle Handeln nahtlos in seinen Alltag Eingang gefunden hatte, ebenso wie der Alltag in der Eucharistie seine Heiligung fand. Dann ging Pater Tone umher - die Brotstücke in den Händen -, führte Gespräche, wobei der Ausdruck seiner Augen den Inhalt widerspiegelte: Von dunkel, ernst, einfühlsam bis schalkhaft oder kämpferisch aufblitzend reichte die Skala. Brot war wohl unverzichtbares Mittel zum Leben, zugleich Mitte des Lebens für Pater Tone ...

Christine Demmer

 

Begleiter auf dem Weg des Vertrauens

Bei Pater Tones Begräbnis ist mir bewusst geworden, wie sehr er mich auf meinem Lebensweg begleitet hat. Es hat mit Tones Zutrauen begonnen. Er hat eingeladen zum Dialog in der Predigt. Ich weiß die Frage noch genau, mit der es ihm gelungen ist, meine Scheu vor öffentlichem Sprechen zu überwinden: „Wer oder was ist Jesus für dich?" Meine Antwort war: »Jesus ist der Weg." Jesus hat uns vorgelebt, was Gottes- und Menschenliebe heißt, unbedingte Hingabe und Vertrauen in seinen Vater. Tone hat mich auf diesem Weg begleitet, diesen Prozess durch viele Gespräche bereichert und gestützt. Ohne Druck auszuüben ist er durch Höhen und Tiefen mitgegangen und hat Orientierung angeboten. Dabei hat er immer nach vorn geblickt, die Menschen so gesehen, „wie Gott gemeint hat", mit der Fülle ihrer Möglichkeiten. Es ging ihm nie um Fehler und Schuld, sondern um das Bessermachen.

Inga Moser

 

Helfer in jeder Not

Pater Tone Müller hat besonders für uns in der Klosterkirche vorgelebt, was ein guter Priester ist. Er war für alle offen, half, wo Hilfe Not tat, sei es seelisch, sei es in »irdischer" Not. Er war ein positiver Mensch, der trübe Gedanken „wegwischte". Ich sage Gott Danke, dass er Pater Tone bei uns wirken ließ.

Luise Langenecker

 

Beitrag bei der Gedächtnisfeier

Als langjähriger Gast der Gemeinde Endresstraße möchte ich (aus meiner Sicht) einige Worte des Gedenkens sprechen.

Ich lernte Pater Anton Müller zur Zeit seines Wirkens an der Canisius-Kirche in Wien 9 kennen. Sein Hauptanliegen war schon damals die Arbeit mit Familien und der Aufbau von Familienrunden. Eines seiner Merkmale war seine Lernbereitschaft.

Ich erinnere mich, als er einmal unsere Familie besuchte - wir selbst waren nicht in einer »Runde". Sogar mein Vater, der fundiert kritisch der (institutionellen) Kirche gegenüberstand, war von der sympathischen Offenheit Pater Müllers angesprochen, an den er sich auch später gern erinnerte. Pater Anton sagte in etwa, dass eigentlich erst bei der Arbeit mit Familien sein Studium für das Leben begonnen hatte. Bei der Ausbildung waren die anstehenden, lebensnahen Probleme vernachlässigt worden.

In der Parte steht, Pater Tone hat in der „Endresstraße" in vorbildlicher Weise eine eucharistische Familiengemeinde aufgebaut.

Konkreter heißt dies, er hat am Aufbau einer Basisgemeinde mitgewirkt, deren Zentrum Christus ist und die sich bemüht, diesem entsprechend Konsequenzen zu leben.

*          Dazu gehört das Mühen um bessere Geschwisterlichkeit in Gesellschaft und Kirchen;

*          dazu gehört soziales Engagement durch Hilfe für verfolgte Menschen, durch Hilfe für kranke Menschen, wie im gegründeten Therapiezentrum;

*          dazu gehört eine vorbehaltlose Ökumene;

*          dazu gehören aber auch Konsequenzen aus dem Hinweis Jesu, Gesetze haben den Menschen zu dienen (und nicht umgekehrt).

Für all dieses Mühen und Wirken danken wir dir, oh Jesus!

Josef Ladányi

 

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