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Kontakt 23, Ausgabe Mai 1987
Der
Auftrag des Laien in der Kirche
oder
Ein aufschlussreicher Brief
Petrus, der
Apostel Jesu Christi, schreibt in seinem Brief an alle Christen (1Pet 2,1), also
auch an uns, an dich, an mich, an die Laien: „Ihr aber seid das erwählte Volk,
ein Volk von Königen, die Gott als Priester dienen, ein heiliges Volk, das Gott
selbst gehört. Er hat euch aus der Dunkelheit in sein wunderbares Licht gerufen,
damit ihr seine machtvollen Taten verkündet." (1 Pet 2,9).
Wir sind das
erwählte Volk? Gott ruft jeden einzelnen, Jesus lehrt uns, nach SEINEM Willen zu
fragen, auch nach SEINEM Willen zu leben. Jesus lebt es uns vor. Durch das Ja
der einzelnen entsteht ein Volk. Dieses Volk ist unterwegs (2. Vaticanum!),
unterwegs zu IHM, SEIN Reich wird unser Erbe sein (Mt 5,5-10). Erwählt? Ja. Er
ruft uns, immer wieder.
Wir sind ein
Volk von Königen? Sind Könige nicht „Gesalbte Gottes" (1Sam 10,1; 1Sam 16,1;
1Kön 1,34)? Ja, auch wir sind „Gesalbte Gottes". Das Salböl ist ein uraltes
Zeichen, Zusage der Stärke und des Geistes Gottes symbolisiert es. Bei der
Taufe, dann auch bei der Firmung werden wir „Gesalbte Gottes", Könige (2Kor
1,21). Könige, die frei und ohne Knechtschaft, ganz bewusst und in eigener
Verantwortung dieses Ja zu Christus, zum Willen Gottes sagen und leben können.
Wir die
Priester? Was ist die Aufgabe des Priesters? Schon immer: Gott loben, Gott
danken, Gottes machtvolle Taten verkünden. Seit Christus: Heiliges Mahl feiern.
Wenn wir, die „Laien", das nicht gemeinsam mit dem „beamteten Priester" tun, ist
es nicht unsere Messfeier. Fehlt unser Lob, unser Dank, unser Mahl, unsere
Verkündigung, so ist es nicht „SEIN heiliges Volk", das lobt, dankt, feiert und
verkündet. Das beinhaltet auch, das Zutun des „Laien" bei Messe;
Gemeinschaftsbildung und Verkündigung neu zu überdenken. Das 2. Vaticanum gibt
dazu einen ganz kräftigen Anstoß. Je mehr wir alle uns dieser Verantwortung
bewusst werden, desto dichter wird unsere Gemeinschaft, desto mehr werden wir
„ein heiliges Volk, das Gott selbst gehört".
Heilig? Zum
Heil bestimmt. Zum Heil für uns selbst und in der Verkündigung zum Heil des
anderen.
Verkündigung? Wir tun kund. Was aber tun wir nicht alles mit Worten kund? Worte
in der Verkündigung sind wichtig, sie sind aber auch sehr leicht über die
Lippen. Deshalb bleibt oft unsere Weitergabe des Glaubens (besonders an die ganz
kritische „nächste Generation") stecken. Wenn zu den Worten nicht das Tun, das
Wirken, das Leben insgesamt passt, bleiben Worte nur Schall und Rauch.
„Und so hat
ER uns aus der Dunkelheit in SEIN wunderbares Licht gerufen, um IHN zu
verkünden."
Erhard
Eibensteiner
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